Geschichtliches zur den Anfängen der Musikkapelle Flintsbach
„Wer fähig ist und willens, dem Holz, dem Blech, den Saiten und der Kehle den Wohlklang angenehmer Töne zu entlocken, der ist in Flintsbach wohlgelitten.“
In diesen Satz ließen sich etwa die Aufnahmebedingungen ins Flintsbacher Musikleben fassen. Es hat eine sehr lange Tradition. Hätte sich damals der Kassier der „Chor Musik Gesellschaft in Unterflintsbach“ beim Anlegen des neuen „Kassa Buchs“ anno 1855 nicht darauf beschränkt, nur den Restbestand von 11 Gulden 43 Kreuzern des Jahres 1854 aus dem alten zu übertragen, wüssten wir heute besser, wo seine Anfänge zu suchen sind. So bleiben uns nur die Aufzeichnungen aus den Kirchenbüchern der Pfarrei St. Martin in Flintsbach, dass der Schulmeister Bartholomäus Spagl, (1739-1785 in Flintsbach tätig) das Musikleben in Flintsbach zum Blühen brachte.
1776 sind sechs Musikanten am St. Magdalenen-Tag nachgewiesen, die 17 Kreuzer „anstatt der Zöhrung“ bekommen haben. Von da an spielten sie jedes Jahr auf der Biber.
Die Chormusikgesellschaft muss um 1820 gegründet worden sein, denn schon kurz nach 1820 flossen ihr Honorare für die Mitwirkung bei Theateraufführungen zu. Aus dem Kassa- Buch von 1855 schöpfen wir die Erkenntnis, dass sie seinerzeit das ganze Jahr viel gefragt und weitum beschäftigt war. An den zahlreichen Fest- und Feiertagen, während der „Fastnachtszeit“, bei Posthalter und Bräu zu Fischbach im Sommerkeller, auf Hochzeiten, am „Cäcilli-Ball“, wie beim Mai- und Kathrein- Tanz finden wir sie überall im Einsatz. Ihr ältester Brauch, das Neu-Jahr-Anblasen, hat sich bis heute noch erhalten. 1855 ist im „Kassa Buch“ verzeichnet, dass der Restbetrag des Aufteilungsbetrages vom „Neu-Jahr-Anblasen“ in die Kasse geflossen ist.
Dass auch die Kirchenmusik ein fester Bestandteil war, versteht sich fast von selbst.
1894 begann für die Musikgesellschaft Flintsbach- so heißt sie ab 1891- ein neues Kapitel ihrer Geschichte. Anton Matheis jun. erhielt bei der Militärmusik in Ingolstadt von 1887 bis 1892 eine solide Ausbildung als Flügelhornist und schrieb in seiner Freizeit verschiedenste Noten für seine „Heimatkapelle“ ab. Bei seiner Rückkehr übernahm er die Stelle des Musikmeisters und Kassiers der Musikgesellschaft Flintsbach. Unter dem Einfluss von Lehrer Jakob Moser, der von 1888 bis 1909 im Ort tätig war, erhielt um diese Zeit die Streichmusik großen Auftrieb. Moser war es auch, auf dessen Initiative am 23. April 1907 aus der Musikgesellschaft der „MusikVerein Flintsbach“ unter straffer Führung mit eigenen Statuten geschaffen wurde.
Mit dem neuen Namen steigerten sich die Aktivitäten. Regelmäßige Konzerte wurden eingeführt, die oftmals Wiederholungen fanden. Der 1. Weltkrieg hat zwar den Musikbetrieb fünf Jahre lang unterbrochen -14 Musiker waren eingezogen worden, drei von ihnen sind gefallen- aber kurz danach wurde er im alten Umfang wieder aufgenommen und erweiterte sein Repertoire. Die leichte Muse zeitgemäßer Weisen, Schlager und Tanzmusik hielten im Notenschatz der Musiker ihren Einzug. Daneben spielte man im kleinen Kreise Kammermusik. So wurde auch bei Aufführungen im Theaterhaus sowohl im Orchestergraben als auch bei Singspielen auf der Bühne musiziert.
Ab 1929 erschien der Musikverein erstmals einheitlich gekleidet. Auch im Fasching kleideten sich die Musiker einheitlich. 1928 machte man die schneidige „Damenkapelle Josef Huber“. Wie in der Aufnahme zu sehen, waren es lauter fesche Damen, 1929 und 1936 wurde eine „Militärmusikkapelle Josef Huber“, einheitlich in Uniform auf die Beine gestellt.
Im gleichen Jahr 1929 änderte man die tonale Besetzung und mit ihr den Namen. Aus der 9-stimmigen Blechmusik wurde eine 18- stimmige „Harmonie-Musik“, aus dem Musik-Verein der „Harmoniemusikverein“. Als solcher hat er auch die Zeit des sogenannten Dritten Reiches schadlos überdauert. 1933 übernahm Josef Huber die Harmoniemusik. 1934 starb Anton Matheis. Er war 40 Jahre lang als Musikmeister in Flintsbach tätig. 1935 übernahm Josef Huber den Titel des Musikmeisters.
Während der Zeit des 2. Weltkrieges beschränkten sich die Aktivitäten fast ausschließlich auf den kirchlichen Bereich. Von den 23 Musikern mussten im Laufe der Kriegsjahre 17 ins Feld ziehen. 1948 legte Anton Huber sein Amt als Musikmeister aus gesundheitlichen Gründen nieder und Josef Matheis (Zankl) wurde einstimmig zum Musikmeister gewählt. Ab 1948 gab es einen neuen Aufschwung. Es fanden wieder weltliche Feste statt, an denen die Musikkapelle spielte. In den 50 er Jahren trat die Gästewerbung in den Vor-dergrund und es wurden Werbefahrten ins Saarland unternommen, sowie Heimat- und Alpine Abende gestaltet. In den Jahren kamen viele junge Nachwuchsmusiker zur Kapelle.
1957 gab man sich den neuen Namen „Musikkapelle Flintsbach“ und führte erstmals Standkonzerte ein. Vorstand Franz Bachmann konnte in der Kapelle 28 Bläser und 5 Streicher zählen. Der Veranstaltungskalender wurde immer länger. Zu den festen Programmen des Jahres, dem Neu-Jahr-Anblasen, Musikerball, Frühjahrs- und ab 1963 Osterkonzerte, der Fronleichnamsprozession, dem Vereinsjahrtag, Waldfest, Allerheiligen und dem Cäcilienkonzert, kamen viele andere Einsätze.
1965 reisten 12 Mann der Kapelle zur Natofeier nach Paris. 1966 war man 124 mal unterwegs. Martin Goldes sen. leitete damals das unermüdliche Geschehen als Vorstand. Ihm folgte 1968 Sebastian Grad. 1969 flogen 12 Musiker nach Teheran und Tel Aviv.
1973 trat Hannes Brucker die Nachfolge des zum Ehrendirigenten ernannten Musikmeisters Sepp Matheis an. Auf ihr altes „Kassa Buch“ von 1855 gestützt, konnte die Musikkapelle 1979 eine 125- jährige ununterbrochene Musiktradition feiern. Hannes Brucker schrieb dazu in unzähligen Stunden die erste „Chronik der Musikkapelle Flintsbach“. Das ganze Notenarchiv wurde feinsäuberlich geordnet und registriert.
1984 erhielt die Musikkapelle in der neuen Residenz in Bamberg die „Pro- Musica-Plakette“. Im gleichen Jahr wurde die Kapelle nach langem für und wider Mitglied im Musikbund von Ober- und Niederbayern, Bezirk Inn/Chiemgau. 1985 wurden beim Osterkonzert die ersten Jungmusiker- Leistungsabzeichen verliehen. Im gleichen Jahr übernahm Martin Goldes jun. das Amt des 1. Vorsitzenden. 1986 beteiligte man sich erstmalig bei den Wertungsspielen des Musikbundes. 1989 übernahm Martin Obermair den Dirigentenstab von Hannes Brucker. In dem Jahr fand das erste Bläserkonzert in der „Guten Stube“ im Pfarrheim statt.
1990 erzielte die Musikkapelle beim „Prager Winter“ einen musikalisch großen Erfolg. Beim Internationalen Blasmusikwettbewerb erzielte die Musikkapelle Flintsbach in der Oberstufe den dritten Platz. In den 80 er und 90 Jahren wurden viele musikalische Reisen unternommen, wie nach Preußisch Oldendorf, zur Sepp-Greger-Racing-Show, nach Remagen, Orsoy und in die USA.
1992 wurde der Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Rosenheim eingetragen und heißt seitdem „Musikkapelle Flintsbach e.V.“ 1994 wurde Hans Stocker zum 1. Vor-sitzenden gewählt.
1995 bekam die Musikkapelle einen neuen Probenraum im Keller des neuen Gemeindekindergartens von der Gemeinde Flintsbach zur Verfügung gestellt, der mit viel Eigenleistung ausgebaut wurde. 1998 wurde das Osterkonzert in die Realschulturnhalle nach Brannenburg verlegt.
Bei Nachforschungen im Archiv der Pfarrei St. Martin in Flintsbach stieß unser Ehrendirigent Hannes Brucker auf weitere Aufzeichnungen von musikalischen Tätigkeiten vor 1800. Somit entschloss sich die Vorstandschaft, 2005 im Rahmen „200 Jahre Blasmusik in Flintsbach“ das erste Bezirksmusikfest in Flintsbach des Bezirkes Inn/Chiemgau zu feiern. Beim Festsonntag war uns der Wettergott nicht gut gesinnt.
Die hl. Messe musste bei 5 Grad im Zelt gefeiert werden. Man entschloss sich den Festzug abzuhalten, bei dem einen gewaltiger Schnee- und Graupelschauer niederging.
2009 übernahm Florian Obermair das Amt des 1. Dirigenten. Seit 2010 wird das Osterkonzert in der Turnhalle in Nußdorf abgehalten.
Da sich für das Jahr 2016 keine Musikkapelle des Bezirkes Inn/Chiemgau zur Ausrichtung des Bezirksmusikfestes fand, beschloss die Vorstandschaft, dieses Jahr das Bezirksmusikfest nach Flintsbach zu holen.

Joseph Mayer, Bonifaz Miller















